DER BUSCHMEISTER

auf Rädern unterwegs von den Bergen bis in den Urwald

DER "BUSCHMEISTER" UND DIE BEWACHER DES "EL DORADO"

Ein Abenteuerbericht von Bernhard Luther

Mit dem Mountainbike die 4000-er hinab - ©: Bernhard Luther

Mit 2 guten Freunden wollte ich mal eine etwas andere Tour durch die schönen Stätten der Inkas in Peru machen. So flogen Herbert, Michael und ich nach Lima, um von dort aus in Cusco einen alten Bekannten aufzusuchen. Er hatte sich dort mit Familie niedergelassen und eine Reiseagentur aufgebaut, die besondere Touren innerhalb Perus anbot. So hatten wir uns verständigt, dass wir uns zuerst die touristischen Highlights rund um Cusco bis hin nach Machu Picchu und ansehen wollten. Für mich war es eine kleine Wiederholung alter touristischen Reisen zu den heiligen Stätten der Inkas. Zuerst besuchten wir das Fest der Bewohner Cuscos - [INTI RAYMI]

Auf dem Rückweg von  der sagenumwobenen Andenstadt [MACHU PICCHU] hatte mich ein Magen-Darm-Infekt erwischt und ich stieß „ faule Eier“ im Zug auf. Nach der Verschreibung eines Hammer-medikaments war ich nach 2 Tagen wieder fit und es ging per Kleinbus und mitgeführten Mountainbikes hinauf auf die Höhe von 4500 Metern. Von dort aus sollten wir nach einer Übernachtung in einem kleinen billigen Hotel am nächsten Tag „downhill“ in den Bergnebelwald hinunterfahren. Das bedeutete aber auch, dass wir zuerst einige Pässe über- und durchfahren mussten. Der Sauerstoff in der Höhe fehlte uns sofort,  bei so manchem Anstieg. Trotzdem macht es uns Spaß allein in dieser Bergwelt uns auf den Rädern zu bewegen. Das Panorama mit den Sechstausendern im Hintergrund, die schneebedeckt waren, war schier unglaublich. Auf der Tour schauen wir uns alte Maisterrassen der Inkas an, die schon vor 500 Jahren dort Experimente 

mit dem Wachstum der unterschiedlichen Maispflanzen anstellen [MORAY]. An der Zwischenstation Tres cruces übernachteten wir und bereiten uns mental auf die Abfahrt in den tropischen Regenwald vor. Das Wetter spielte mit. Wir hatten uns an die Mountainbikes gewöhnt und eingestellt, kannten auch nun die Technik des Mountainbike Fahrens und der Gewichtsverlagerung und dann ging es los.

© Bernhard Luther

Die alte Straße, natürlich ungeteert war je nach Abschnitt in einem unterschiedlichen Zustand. Mal flach wie ein Brett, dann nach der nächsten Kurve tiefe Spurrillen von ehemals liegengebliebenen Lkws. Mal standen Pfützen, dann wieder eine Sand-passagen an, die zu umfahren waren. Zu unserer Truppe war noch ein Feuerwehrmann aus Wales hinzugekommen, der einen besonderen Ehrgeiz entwickelte, daher scheinbar Gefahren nervlich gut aushielt. Er fuhr oft mit hoher Geschwindigkeit voran. Unser Tourguide [JÖRG ALBRECHT] machte uns auf jeweilige Gefahrenquellen bei den kurzen Zwischenstopps aufmerksam. So berichtete er von einem Niederländer der auf der gleichen Straße tödlich verunglückte, als er plötzlich einem Wasserfall, der sich auf den Sandweg ergoss mit einem Schwenker geschickt ausweichen wollte. Dabei verlor er das Gleichgewicht und stürzte den Abhang zirka 30 Meter tief ab. Der herbeigerufene Hubschrauber der Notfallrettung konnte ihn noch zuerst lebend aus dem Bergwald bergen, jedoch verstarb er an den schweren Verletzungen am darauffolgenden Tag im Krankenhaus. Natürlich kamen wir auch an dieser Stelle vorbei, aber da es vorher kaum geregnet hatte empfanden wir diese Passage als „harmlos“. Jörg hatte uns wirklich gut darauf eingestellt.

© Bernhard Luther

Wohlbehalten erreichten wir eine von Jörg aufgebaute Logde an einer besonderen schönen Stelle des tropischen Bergnebelwaldes. Dort konnten wir noch am Nachmittag nach dem Duschen mittels abgeleiteten Flusswassers durch Röhren mit   auf eine kleine Exkursion zur Vogelbeobachtung gehen. 

Die Logde lag in der Nähe einer etwas exklusiveren ausgestatteten Lodge, speziell für den amerikanischen Markt ausgerichteten Unterkunft, mit Dusch-Warmwasserbereitung aus Gas-flaschen, angefütterten Vögeln zum Fotografieren am Frühstückstisch und luxuriösen Schlafmöglichkeiten. Da ich Mariana – die Miteigentümerin der Lodge, meine langjährige Freundin aus Lima,  vorher  gesprochen  hatte, waren 

wir schon in dieser Lodge als Zaungäste angekündigt worden. Mariana und ihr Ehemann Charles Munn, der Papageienspezialist der Zoologischen Gesellschaft aus der USA, hatten diese Lodge in ihrem Tourismuskonzept zum Erhalt der jeweils natürlichen Umgebung als Markierung und Step mit dem Ankauf von Flächen etabliert. Dieses Konzept wurde von beiden auch in der Folge an mehreren Stellen in Peru, Bolivien und Brasilien umgesetzt, um mit den Einnahmen aus dem Tourismusgeschäft Widerstand gegen die Landnahme der Großgrundbesitzer, Holzfäller und Goldwäscher zu leisten. Gleichzeitig geht es um die Erhaltung der Natur.

Als die Straße flacher wurde kamen wir an einem kleinen Dorf vorbei und erkundigten uns sofort, wie es denn bei der WM 2002 im Endspiel zwischen Deutschland und Brasilien stehen würde. Die Dorfjugend erzählte uns freudestrahlend, dass die Brasilianer als Südamerikaner mit 2 : 0 kurz vor Ende des Spiels führen würden. Wir setzen uns in der Hütte mit vor den Fernseher und gratulierten den Peruanern nach Spielende zu „ihrem“ Sieg. Nach einer erfrischenden Cola schwangen wir uns wieder auf die Räder und fuhren mit einem Höllentempo bis an den Rand des Dschungels, wo die Straße endete.

Jörg hatte die ganze Tour gut durchorganisiert, so dass ein Boot mit Außenborder schon am Ufer parat lag. Der Kleinbus, der uns gefolgt war, brachte unser Gepäck mit und wir stiegen in dieses Boot um. Die Mountain Bikes wurden stattdessen in dem Kleinbus untergebracht und gingen wieder zurück an ihren Ausgangspunkt.

Unser nächstes Ziel war eine kleine Indio Siedlung einer Familie, die sich auf die Verdienstquelle mit Touristen eingestellt hatte. Zu diesem Zweck hatte die Familie ihre 3 Kühe verkauft und drei Hütten dafür auf dem ehemaligen Weidegrund gebaut. 2 Söhne dieser Familie hatten Cusco studiert und sich die Frage gestellt, warum die Touristen auf dem Weg zum Manu Nationalpark immer bei Ihnen nur im Boot sitzend vorbeifuhren.  So hatten sie ein Konzept 

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... Fortsetzung: Abschnitt 2 ... 

entwickelt, wie man durch einen 5-Tage Aufenthalt mit Touristen wesentlich mehr zum Unterhalt der Familie beitragen konnte. Wir waren die erste Touristen Gruppe, die nun dieses neue Konzept ausprobieren sollten.

Eine deutschsprachige Ethnologin warte schon auf unsere Ankunft. Sie hatte diese Familie zusätzlich beraten und sprach auch teilweise die Sprache der Einheimischen.

Nach einer ca. fünfstündigen Bootsfahrt über Stromschnellen und Sandbänke, die uns teilweise aufhielten, d.h. wir mussten aussteigen und das Boot schiebend wieder flott machen. So erreichten wir wohlbehalten mit kalten Füßen am Abend kurz vor Sonnenuntergang dieses Camp. 

Es gab ein typisches Abendessen mit Maniok und Kochbananen. Dazu frisch gekochte schwarze Bohnen und Melonenstücke zum Nachtisch. Es wurde sogar ein kaltes Bier gereicht, welches frisch aus einem Behältnis am Fluss hervorgezaubert wurde. Nun wurden uns die einzelnen Familienmitglieder vorgestellt, danach die Hütten zugewiesen und die Moskito-Netze aufgehängt. Flusswasser wurde zum Waschen gereicht und ein Plumpsklo war die Trockentoilette. Spartanisch aber ausreichend.

Nach dem Abendessen gingen wir zurück zu unseren strohgedeckten Hütten. Aber so einfach war das nicht, denn die Indios bestanden darauf uns den Weg zu weisen, obwohl der Weg nur 50 Meter lang war. Aber dann erkannten wir das Problem. Im kniehohen Gras zischten diverse Schlangen nach links und rechts unseres Weges. Nun machte es auch Sinn, dass die Indios auf festes Schuhwerk mit möglichst großen und hohen Schafft bestanden. Dieses war ein Teil der Eigensicherung, denn bis zum nächsten Dorf oder auch Medizinstationen  war   es   eine   mehr-

tägige Reise. Würde man gebissen werden, könnte es je nach Schlangenart tödlich enden. Da aber Schlangen grundsätzlich ängstlich sind und wir durch festes Auftreten Erschütterungen verursachten, konnte man davon ausgehen, dass sie hoffentlich rechtzeitig das Weite suchten. 

Als ich in der Nacht auf Toilette musste, war es natürlich kein einfacher Spaziergang. Hellwach leuchtete ich vor mir mit der Taschenlampe den Trampelpfad ab. Als mein Strahl der Taschenlampe die Toilette ausleuchtete schauten mich die großen Augen eines riesigen Ochsenfrosches aus 2 Meter Tiefe des Plumpklos an. Ich hatte Mitleid mit ihm und leitete meinen Urinstrahl an die Erdwand. Nach diesem kleinen nächtlichen Abenteuer fiel ich in den Tiefschlaf.

Am Morgen nach dem einheimischen Frühstück mit schwarzen Bohnen und Spiegeleiern erkundeten wir die Gegend und trafen auf einen Indio der sein Leben lang Palmen und Bäume empor geklettert war, um dort Kokosnüsse und andere Früchte zu ernten. Stolz zeigt er uns seine auf Dauer deformierten Zehen an seinen Füßen. Wie bei Affen war der große Zeh am linken sowie am rechten Fuß wesentlich grösser und gespreizt „umgewachsen“. So war es für ihn ein Leichtes auf die Bäume zu klettern.

Danach erhielten wir eine „Schulstunde“ über die Anbaumöglichkeiten von Nahrung in der dortigen Gegend des Urwaldes. Wir bewunderten den relativ großen Schädel eines Jaguars und zogen den Vergleich zu meinen Reißzähnen im Gebiss- siehe Foto.

Dann kochten wir alle zusammen das Mittagessen, um auch so die Verwendung der angebauten Feld-Früchte und des Obstes des Urwaldes kennenzulernen. Nach einem kurzen Nickerchen in den extra für uns aufgespannten Hängematten packen wir unsere Rucksäcke für den geplanten zweitägigen Ausflug. 

Am Flussufer lag schon ein Einbaum mit einem kleinen Außenbordmotor für uns bereit, der uns auf die andere Seite des Flusses und einen kleinen Nebenarm aufwärts bringen sollte. Wir packen unsere Sachen in das Boot und dann ging es hinein in den Dschungel. An einer seichten Stelle an einer Sandbank bereiten wir uns auf den Marsch durch den Urwald vor. Wir bildeten eine Kette und sollten ungefähr immer einen Abstand von 3 Metern zum Vordermann einhalten. Ein Indio ging vorweg und schnitt den von ihnen schon ausgeguckten Weg frei, während ein weiterer Indio am Ende die Absicherung nach hinten machte. So wanderten wir gleich kurz nach Beginn immer leicht bergan und wurden von den studierten Indios auf die biologische Vielfalt am Wegesrand hingewiesen.

Der Feuerwehrmann aus Wales war groß gewachsen, hatte gute Augen und erspähte einen schlanken braun/ schwarz gezeichneten Körper, der ungefähr in Kopfhöhe auf einem kleinen Absatz direkt am Weg lag. „There is a snake“ war sein kleiner leiser Ausruf nach hinten, denn er war in vorderster Position unserer Gruppe. Ich übernahm an dritter Stelle gehend den Ausruf und übersetzte ihn als „una culebra“. Als die Indios dieses hörten reagierten sie sofort. Diejenigen die schon an dem Liegeplatz der Schlange vorbei gekommen waren sollten sich sofort auf Distanz nach vorn begeben und diejenigen aus unserer Gruppe, die noch nicht so weit waren, sollten verharren und rückwärts gehen. Dann schnitten sie mit Ihren Macheten schnell einen jungen Baum mit Astgabel so zurecht, dass er ungefähr 2 Meter Länge aufwies. Mit diesem verlängerten Arm holten sie die Schlange von ihrem Aussichtspunkt auf den Weg und quetschten mit der Astgabel den Kopf so auf die Erde, dass die Schlange sich zwar wand aber doch gefangen war.

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... Fortsetzung: Abschnitt 3 ... 

Natürlich wollte ich das ganze fotografisch festhalten und näherte mich vorsichtig dem Geschehen. Ich machte ein paar Fotos und ging davon aus, dass die Schlange von ungefähr 2,80 Meter Länge und einer Dicke von 10 Zentimetern von den Indios den Berghang hinunter geworfen werden sollte. Doch ich irrte. Mit 2 kurzen Machetenhieben wurde der Kopf und auch der Schwanz der Schlange abgeschlagen. Es war ein trauriger Anblick und ich fragte nach, warum man sich so verhalten hatte. 

Der Indio erklärte mir, dass die Schlange ein böses Omen in sich trüge und standorttreu sei. Das würde heißen, dass wir sie auf unserem Rückweg irgendwann wieder treffen würden. Wahrscheinlich sogar an der gleichen Stelle. Um das Risiko für uns zu minimieren wurde die Schlange halt getötet. Dabei stellte es sich heraus, dass es die gefährlichste Giftschlange ganz Südamerikas war, ein sogenannter ["BUSCHMEISTER"] 

Normalerweise gilt bei Schlangen-begegnungen die folgende Regel: der erste Wanderer weckt sie auf, der zweite macht sie im Vorbeigehen aggressiv und der Dritte gebissen. In diesem Fall lief ich an dritter Stelle.

Das Abschlagen des Schwanzes ist dem Aberglauben der Indios geschuldet. Denn auf Nachfrage erklärten sie uns, dass sich sonst aus dem Schwanz ein „neuer“ Kopf bilden und somit die Schlange zur Gefahr werden würde. Die Begründung mussten wir akzeptieren.

Danach gingen wir die folgende erste halbe Stunde besonders aufmerksam auf dem frei geschlagenen Weg weiter bergauf. Dann kamen wir an eine Stelle, wo  wir   einen   größeren   Absatz   von ungefähr   2,50    Meter   mittels  Baum-

Buschmeister © Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Buschmeister

wurzel als Haltegriff und an einer Liane hochklettern mussten. Mein Freund Herbert, der normalerweise mit BetaBlockern seine Herzrhythmus-störungen im Griff hatte, stieg vor mir auf. Bis hierher war die Tour für ihn schon relativ anstrengend gewesen, aber er raffte sich nochmals auf und zog sich an dieser steilen Stelle empor. Mit dem letzten Schritt oben auf der Kante löste sich unter seinem Gewicht ein etwas größerer runder Stein. Da ich gleich hinter ihm aufsteigen wollte, stand ich schon in der entsprechenden Stellung und streckte das rechte Knie schon nach oben. Und genau dort traf mich der Stein. Das Omen der getöteten Schlange hatte zugeschlagen. Ich schrie auf vor Schmerz und die Indios waren sehr besorgt. Sie nahmen mir meinen Rucksack ab und schoben mich den Abhang hinauf während ich sie ziehend unterstützte. Als ich oben lag, trat mir der Schweiß auf die Stirn. Die mitgeführte Astgabel, die der Buschmeister-Schlange zum Verhängnis wurde, diente nun zurechtgeschnitten als Krücke. Nun war ich in der Lage trotz der Schmerzen weiter durch den Urwald zu humpeln. Nach einer halben Stunde Fußmarsches erreichten wir den vorgesehenen Rastplatz. Ich zog die Hose aus und besah den Schaden. Das Knie rund um die Kniescheibe war stark geschwollen, hatte Schürfwunden und ich konnte kaum das Bein durchstrecken. Es war übrigens das Knie, das schon zweimal operiert worden war. 

Ich warf eine Portion der von mir mitgeführten Schmerztabletten ein. kurze Zeit später erschien unser indianischer Begleiter mit einer Handvoll Farnzweigen. Diese zerklopfte zu einem Brei auf einem Stein. Dann verteilte er diesen Brei mein Knie wickelte 2 große weitere Blätter als Verband darum. In meine Reiseapotheke hatte ich natürlich

auch einen Verband dabei, den ich wiederum jetzt nun um das Knie wickelte und so das Bein stabilisierte.

Dann ging es weiter durch den Urwald bis wir kurz vor Sonnenuntergang einen Aussichtspunkt erreichten, wo wir das Lager aufschlugen. Ich bekam das Privileg  in  dem  einzigen  mitgeführten 2-Personenzelt die Nacht verbringen zu dürfen, während die anderen Teilnehmer unserer Gruppe unter freiem Himmel ihre Schlafsäcke ausrollten. Das Abendessen bestehend aus Maisfladen und Thunfisch aus Dosen wurde mit Blick über den Manu Nationalpark eingenommen. Früh verkroch ich mich zur Nachtruhe ins Zelt, dope mich nochmals mit Schmerztabletten und verbrachte eine relativ unruhige Nacht. Die anderen erzählten mir am Morgen, welch schöne Geschichten aus der Indio Mythologie sie am Abend zuvor beim Lagerfeuer erzählt bekamen. Nach einem kurzen Frühstück am nächsten Morgen, bestehend aus Keksen und Marmelade begaben wir uns auf den Weg zum „Eldorado“. Wir waren die ersten Weißen die sich nun auf die Suche nach dem sagenumwobenen Schatz der Inkas in dieser unerschlossenen Region auf den Weg gemacht hatten. Es gibt die Legende, dass die Inkas vor den Raub lüsternen Spaniern sich aus der Höhe der Anden in den Urwald begaben und dabei alles Gold was Sie tragen konnten versteckten. Wir sollten nun zu einem Höheneingang ca.500 Jahre später geführt werden, der als Einstieg in das Versteck hätte gedient haben können.

Die Indios selbst wir waren zwar schon am Eingang dieser Höhle gewesen, aber noch nie hinein gegangen, da solche Expeditionen meist mit einem Fluch belegt worden waren, so jedenfalls der Glaube. Nach 3 Stunden Wanderung durch den Wald, ich jeweils gestützt auf

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... Fortsetzung: Abschnitt 4 ... 

die Krücke, näherten wir uns einer Art Krater von ungefähr 20 Metern Tiefe. Von oben konnten wir den Eingang einer Höhle gut erkennen. Die Neugierde und das Goldfieber packten uns. Wir kletterten hinab bis zu einem Plateau, kurz vor der Höhle. Trotz meiner Schmerzen wollte ich natürlich dabei sein und hangelte mich mehr schlecht als Recht abwärts. Als wir dann alle vor dem Höhleneingang standen und schon die Taschenlampen und Kameras parat hatten, entdeckten die Indios frische Tatzenspuren eines großen schweren Jaguars. Da daneben noch die Spuren eines Jungen zu sehen waren, winken unsere Führer ab. Die frischen Spuren sagten aus, dass es eine Mutter mit ihrem Kleinen war, die sich wohl in der Höhle aufhielt, zumal keine Spuren aus der Höhle hinausführten. Das bedeutete das für uns, auch dort wo wir uns befanden, erhöhte Gefahr bestand, dass die Mutter diesen Bereich durch einen Angriff sofort verteidigen würde. Das Risiko für uns war sehr groß, so dass wir den Rückweg antraten, immer mit Blick auf den Höheneingang, ob sich dort etwas tun würde. Die Indios bezeichneten den Jaguar als den „Wächter des Schatzes“ und dieses entsprach ganz ihrem Glauben an die Natur und die Verbindung zu ihren Vorfahren. Wir hatten dieses zu respektieren und zogen uns nun aus diesem Gebiet zurück.

Auf dem Rückweg mussten wir einen kleinen Urwaldfluss durchwaten. und wieder  schlug  das  böse Omen  zu. Der

Organisationsleiter Jörg Albrecht rutschte in seinen Gummistiefeln so unglücklich aus, dass er 2 Meter einen kleinen Wasserfall hinabfiel und mit dem Kopf aufschlug. Er zog sich eine Gehirnerschütterung zu, denn er musste an Ort und Stelle sich noch übergeben. So stiefelten wir angeschlagen zurück zu unserem Ausgangspunkt, wo noch das Boot auf der Sandbank auf uns wartete. Erschöpft und mit diversen Schmerzen erreichten wir dann am späten Abend unsere Unterkunft und ließen uns in die Hängematten fallen.

An den folgenden 2 Tagen erlebten wir, wie sich nun der neu gestaltete Lebensinhalt der Indio-Familie mit den von uns gemachten Erfahrungen verändern könnte. Es wurde eine sehr offene feedback-Runde abgehalten, wo wir Kritik und Lob gegenseitig austauschten.Wir beobachten die vorbeifahrenden Touristenboote und winkten ihnen von der erhöhten Uferböschung. Ungläubiges Staunen war die Antwort, dass ein paar Weiße wie aus dem Nirgendwo mitten im Urwald auftauchten.

Dann machten wir uns auf die Rückreise – flussaufwärts. Es kam durch Aufsetzen auf  Stromschnellen und kleinen Sandbänken immer mal wieder zu Verzögerungen. So mussten meine Mitreisenden ins kalte Wasser zum Schieben. Ich beobachtete das Treiben von meiner Sitzposition im Boot und war im meinem noch angeschlagenen Knie froh, nicht aussteigen zu müssen.

Am vereinbarten Ufer am Ende der Straße stand der von Jörg organisierte Kleinbus, der uns dann wohlbehalten in die Zivilisation nach Cusco zurückbrachte. Erstaunlicherweise verschwand alsbald die Schwellung in meinem rechten Knie, sodass wir unsere Reise über den Altiplano im Zug zum Titicaca-See wie geplant fortsetzen konnten. Dieser See mit seinem außergewöhnlichen Namen hatte mit schon als Jugendlicher im Erdkundeunterricht fasziniert. Ich schwor damals, wenn ich genügend selbstverdientes Geld zur Verfügung hätte, würde ich ihn aufsuchen. Nun war ich zum dritten mal vor Ort und immer wieder anders.

Denn wir besuchten die Urus auf ihren Schilfinseln, übernachteten erstmalig dort im 4000m Höhe und blickten in den so „nahen“ südlichen Sternenhimmel, ohne störende Lichter von Menschen verursacht.  Außerdem probierten wird die Leibspeise Cui-Cui (Meerschweinchen)  der Insel-Bewohner und stellten dabei fest, dass sie nach Hähnchenfleisch schmeckten.

Der Individual-Tourismus war dort eine zusätzliche spärliche Einkunftsquelle, die zumindest die Schulausbildung der Kinder sichern sollte. Wir bezahlten gerne für die Nacht.

Danach flogen wir dann von Puno über Lima zurück nach Deutschland. Dort hatten wir viel von unserer abenteuerlichen Reise zu erzählen.

KONTAKT

Bei Interesse oder Fragen nehmen Sie gerne [KONTAKT] auf.
Ich freue mich auf Sie.

Bernhard Luther

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zuletzt aktualisiert: 14.01.2024
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